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Der Weiltal-Marathon wird vermisst - Laufen im Weiltal ohne Weiltallauf

Seit 2003 wird jedes Jahr der nun schon traditionelle Weiltal-Marathon vom Naturpark Taunus ausgerichtet. Der Lauf erfreut sich großer Beliebtheit und Läuferinnen und Läufer aus Nah und Fern nehmen an diesem Landschaftsmarathon teil, dessen Strecke durch das Weiltal führt. Leider konnte der Naturpark Taunus die Sportveranstaltung in diesem Jahr aus organisatorischen Gründen nicht ausrichten, wäre er jetzt ohnehin aufgrund der Corona-Krise abgesagt worden. Doch einen alten Freund des Weiltal-Marathons hält auch die diesjährige Situation nicht davon ab, die Strecke ohne die Infrastruktur der Veranstaltung zu laufen, der eigentlich am vergangenen Sonntag stattgefunden hätte. So schnürte Herr Martin Hanika also früh morgens seine Schuhe und absolvierte die Strecke von Weilmünster bis Weilburg auf der bekannten Wegführung. Seine Eindrücke und Beobachtungen schilderte er uns, lesen Sie selbst:„Wenn der Frühling kommt, kommt auch der Weiltallauf. So war es immer in den letzten Jahren. Und jetzt? – Frühling, Sonntagmorgen mitten im April, Coronazeit, kein Lauf im Weiltal.
Aber, so fällt mir ein, ein bisschen laufen geht immer. Weilmünster ist nicht weit. Es hat leicht geregnet in der Nacht, die Luft ist noch frisch am Morgen, und meine Laufschuhe stehen immer abmarschbereit vor der Haustür.
Also: Laufen im Weiltal, dann kommt auch der Frühling.
Auf dem Marktplatz in Weilmünster stehen nur wenige Fahrzeuge, keine Toi-Kabinen, keine Getränke- und Bananentheke, keine Startkartenausgabe, und der Mann mit der Pistole ist auch nicht da- war ja auch klar.
Aber die kleine Bäckerei hat geöffnet, nur ein Kunde drin, und Vier warten draußen. Alle sehr diszipliniert- der nächste geht erst rein, wenn der mit seinen Brötchen rauskommt.
Dann laufe ich los, in leichtem Linksbogen durch das sehr schöne Fachwerk- „Torhaus“. Es ist etwas Besonderes, denn dieses Torhaus schließt nicht, wie sonst oft im Oberhessischen, den Hof zur Straße ab, sondern es überbaut auf ganzer Breite den Straßenraum. Man wohnt also gewissermaßen im Ober- und Dachgeschoß über dieser öffentlichen Straße. Der folgende Partnerschaftsplatz mit dem kleinen schönen Cafe ist völlig menschenleer. Und dann geht es hinaus, in die Natur, in die Landschaft. Die Wege sind noch etwas feucht, und die Sonne hält sich zunächst bedeckt. In Wald und Feld ist es morgens am schönsten. Und jetzt, ohne Startnummer, bleibt auch eher Zeit und Möglichkeit, auf die Dinge an der Weil zu achten. Auf die alten Bahnhofsgebäude an der Strecke zum Beispiel, in Weilmünster, in Ernsthausen oder Emmershausen. Man spürt noch heute den alten Glanz, den Charme und die Absicht der Alten, nicht nur zweckmäßig, sondern auch etwas Schönes zu bauen. In Ernsthausen fällt mir noch ein außerordentlich gepflegtes und gut erhaltenes Fachwerkhaus auf, mit Bauerngarten und den alten Dorfmilchkannen. Und einem „Wutzetrog“ dabei- traditionelles Metzelsuppmotto: „Und wenn die Sau am Krabbe hängt, wird erst mal einer eingeschänkt.“
Jetzt, wieder auf der alten Bahntrasse, kommt mir auch gelegentlich jemand entgegen, mal einer auf dem Fahrrad, später ein Spaziergänger und dann eine Läuferin, der jetzt auch einfällt, dass heute ja eigentlich der Weiltallauf wäre.
Aber sie läuft ja auch.
Besonders schön ist dieser Abschnitt an der Weil auch wegen seines Wechsels zwischen Wald, offenem Wiesen- und Weideland und den zahlreichen Feldgehölzen. Und, wenn man genauer hinschaut, kann man auch noch manche alte, ziemlich dichte Naturhecke als Abgrenzung der Ackerflächen erkennen. Manchmal denke ich beim Laufen, man müsste denMenschen viel anschaulicher die Schönheit von Natur und Landschaft zeigen und erklären. Sie würden das erkennen können. Sie würden den Wert eher begreifen und nachvollziehen können, was man nicht aufgeben darf.
Unten an der Weil schwimmt jetzt eine Ente flussabwärts, sie hat es erkennbar eilig. Aber Vorsicht- kurz danach sind auch zwei Nilgänse auf dem Wasser unterwegs- ob die sich dauerhaft vertragen?
Wasser ist hier fast überall, in den Feuchtbiotopen hinter dem Damm, aus den Zuläufen von den Hängen und auch aus den kleinen Wiesenbächen mit den schattenspendenden Weidenbäumchen. Der Wasserhaushalt dieser Landschaft ist genial. Manchmal bin ich verführt, dieses Wasser so zu trinken, wie es hier ist, kühl und klar. Es ist das natürlichste „Lebensmittel“. Aber jetzt geht das nicht. An einigen Stellen geben seitliche Feldwege zur Weil hin die Sicht frei hinab in die Wiesen, und über lange Abschnitte hinweg erstrecken sich mächtige Felshänge auf der gegenüberliegenden linken Dammseite. Alte Steinbrüche sind erkennbar, ebenso wie wunderschönes Natursteinmauerwerk zur Einfriedung, zur Hangabfangung und -fast- immer auch zur Zierde. Am Ende der Weil, vor ihrer Mündung in die Lahn fällt sie noch über ein gut erhaltenes altes Wehr ab, nicht weit von der alten Bahnbrücke, die gut erkennen lässt, wie lange es schon her sein muss, seit die letzten Wagen auf der Fahrt von Weilmünster nach Weilburg über sie gerollt sind. Sollte diese Eisenbahnstrecke auch einmal wieder reaktiviert und dazu diese Bahntrasse benötigt werden, müsste man uns aber einen genauso schönen Ersatz daneben bauen: an der Weil entlang, am Wasser, durch das Tal und durch den Wald. Wir würden dann wieder zum Laufen kommen.“Der Naturpark Taunus ist sehr bemüht und der festen Absicht, im kommenden Jahr den beliebten Weiltal-Marathon zum 18. Mal auszurichten. 
Der Ladevorgang dauert länger als üblich!Seite neu laden